Marina Busco:
Aus: Ich
möchte lieber nicht wissen...
Frau
stößt - auch mit einem Freifahrtsschein für alles - an Grenzen, die
zunächst von außen gesetzt zu sein scheinen. Sie sind wohl doch die
eigene Kreation einer unüberschaubaren, eher chaotischen Welt, in der
es zumindest nicht langweilig werden kann. Außerdem hat unser Körper
eine phänomenale Schutzfunktion, die es uns ermöglicht zur richtigen
Zeit am richtigen Ort perfekt das Richtige zu denken und wenn Mensch zu
denken beginnt - oh nein -, sich ihrer kleinen Wundermaschine Kopf
bedient - au weia -, ihrer Philosophin Raum gibt, der niemals
ausreichend sein kann und sie sich deshalb von Zeit zu Zeit
verselbständigen muss, dann ... dann ... ja dann möcht` ich lieber
nicht wissen, was dann ist ...
© Marina Busco:
Verlängerte Kurzgeschichte
Wie
gut, dass Kurzgeschichten ihren Anfang auch mittendrin haben können.
Denn inmitten des Lebens einer jungen Frau platzte die Begebenheit,
dass ein Mann mittleren Alters an etwa genau derselben Stelle in einer
Discothek die - inzwischen sind fünf Jahre verstrichen - des öfterern
ihren Namen wechselte, fast beiläufig - er drehte sich dabei eine
Zigarette - die Frage stellte: "Wie heißt Du nochmal?" Sie musste einen
hilfsbedürftigen Eindruck auf ihn gemacht haben, wie sie sich gerade
bemühte, den ausgeworfenen Sprachfetzen eines sehr betrunkenen Mannes
irgendeinen Sinn abzuringen. Denn er begründete sein Intermezzo damit,
dass ihm aufgefallen sei, wie unwohl sie sich in ihrer Situation
fühlte. Na Klasse! Erst sülzt sie einer voll, wie scheiß-arrogant sie
sei, und dann kommt ein Held daher und spielt sich als hütender
Beschützer auf. Also gut!
Sie war dann doch ganz
froh darüber
Nr. 1 erfolgreich in die Flucht geschla-gen zu haben, er verabschiedete
sich mit dem Satz: "... und gib Acht auf sein Sparkonto ...!" - nachdem
sie ihr Interesse auf Nr. 2 richtete. Aufkommende Erinnerungen an die
erste Begegnung vor fünf Jahren ließ ein tatsächliches Gespräch zu, bei
dem ohne Ende geflirtet wurde. Es war wie auch schon damals höchst
eigenartig. Dieser auch nun wieder völlig betrunkene Mensch laberte von
Zeit zu Zeit einfach Scheiße. Irgendetwas ließ sie doch noch eine ganze
Weile dieses Spiel mitspielen. Dieser Typ megavoll, wenn sie ihn mal
gesehen hat, sprach die Bitte aus, sie solle doch warten, bis er sein
Bier ausgetrunken habe, als sie kundtat, sie ginge jetzt nach Hause.
Ach naja, warum nicht, auf die fünf Minuten kam es dann auch nicht mehr
an.
Als er jedoch so gar keine eigene Richtung
einschlug und
sie nun bald bei ihr zu Hause sein würden fragte sie: "Wo musst Du
hin?"
Nachdem festgestellt wurde, dass sowieso
kein Bus fuhr,
auf den er nun aber mal angewiesen wäre, hieß die Frage was sie denn
für eine Toilette hätten, er müsse nämlich seinen nächsten Schiß
abpassen, um seine verschluckte Krone wiederzubekommen. Seine somit
entstandene Zahnlücke fand er sehr interessant, was er immer wieder
bemerken ja geradezu betonen musste.
Sämtliche
Klappen bei ihr
fielen. Sie schlug ihm vor, auf einer von den Bänken vor dem Haus zu
übernachten und bei Bedarf das Klo im Treppenhaus zu benutzen, wenn es
ihm um seine Krone ginge, was er als sehr menschliches Angebot
bezeichnete. Wie es so kommt, obwohl sie sich in ihren kühnsten Träumen
nicht derartiges hätte ausmalen können, gelangten sie zum ersten Kuss
und daraus wurde dann eine ewige Knut-scherei, die mit der
Unterbrechung seines Toilettenganges letztlich tat-sächlich in ihrem
Zimmer und wie konnte es anders sein in ihrem Bett endete, aber nur
weil er behauptet hat, er sei impotent und würde schnar-chen. Natürlich
waren längst nicht mehr Mit- und Muttergefühle im Spiel, also wurde
gemeinsam, in beiderseitigem Einvernehmen das, was von der soweit
fortgeschrittenen Nacht noch übrig blieb, auf einer 90 cm breiten
Matratze bestritten.
...
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